SE-Expertin Daria Wilke vom Fraunhofer IEM koordiniert das Forschungsprojekt SE4OWL. Nach der Hälfte der Laufzeit wollen wir für SElive eine kurze Zwischenbilanz einholen.
Daria, kannst Du noch mal skizzieren, worum es im Projekt SE4OWL (Systems Engineering für OWL) eigentlich geht?
Daria: Im Projekt SE4OWL arbeiten wir nach einem soziotechnischen Ansatz, d.h. wir betrachten die Aspekte Mensch, Technik und Organisation in vier großen Handlungsfeldern: Handlungsfeld eins zielt darauf ab, Systems Engineering (SE) praxistauglicher zu machen, d.h. den Stakeholdern handhabbare Methoden und Werkzeuge anzubieten. Im zweiten Handlungsfeld arbeiten wir an einer Methode zur Gestaltung der Systems Engineering Einführung. Das ist ein entscheidender Punkt, da wir es in Unternehmen oft mit historisch gewachsenen Organisations- und Engineeringstrukturen zu tun haben, die die Entwicklung von Intelligenten Technischen Systemen (ITS) erschweren. Im dritten Handlungsfeld geht es darum, das Verständnis und die Akzeptanz des Themas bei allen Stakeholdern zu erhöhen. Und last but not least – im vierten Handlungsfeld – möchten wir alle Ergebnisse unternehmensneutral aufbereiten. Es soll ein Demonstrator entstehen, der den Ergebnistransfer unterstützt.
Und jetzt nach 1,5 Jahren Laufzeit – wie weit seid ihr schon gekommen?
Wir sind ausgesprochen zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen und konnten beim Meilensteintreffen eine sehr positive Zwischenbilanz ziehen.
Um die Akzeptanz der Stakeholder für das Thema zu erhöhen, haben wir drei SE-Spiele konzipiert, die Mitarbeiter:innen einen einfacheren, spielerischen Zugang zum Thema ermöglichen sollen. Des Weiteren arbeiten wir aktuell sehr intensiv daran, wie man den einzelnen Stakeholdern am besten das Thema SE näherbringt. Entstanden ist bereits ein Vorgehensmodell zur Erarbeitung einer unternehmensinternen Kommunikationsstrategie. In Bezug auf das Thema Qualifizierung wurde ebenfalls ein Vorgehenskonzept erarbeitet, wie Unternehmen selbst Systematiken aufstellen können, um die Mitarbeiter zu qualifizieren.
Für den Internetdemonstrator, der den Ergebnistransfer unterstützen soll, haben wir schon ein Konzept entwickelt. Das wird in der zweiten Projekthälfte umgesetzt. Es gibt also noch viel zu tun!
Auf der Projektseite www.its-owl.de/se4owl werden immer die neusten Publikationen des Projektes verlinkt.
Ihr rührt auch immer wieder fleißig die Werbetrommel…
Ja, das stimmt. Das Thema liegt uns im Projekt sehr am Herzen. Es ist uns wichtig, unsere Ergebnisse fortlaufend mit der Öffentlichkeit zu teilen und so eine Lanze für das Systems Engineering zu brechen. Mein Kollege Ulf Könemann und ich haben beispielsweise verschiedene Webinare gehalten. Außerdem haben wir innerhalb des letzten Jahres drei Paper und einen Fachartikel veröffentlicht. Ende März/Anfang April halte ich zusammen mit meinem Kollegen Lukas Bretz ein Webinar über Lessons Learned bzw. Best Practices bei der SE-Einführung (bei INCOSE und beim VDI Netzwerk für Systems Engineering), die wir durch eine qualitative Studie mit SE-Experten deutschlandweit identifiziert haben.
Hier die Anmeldelinks & Infos zu den kommenden Webinaren:
Mittwoch, 30.03.22, 17 Uhr
INCOSE-GfSE Webinar auf Englisch: Lessons learned of the Introduction of Systems Engineering
https://incose-org.zoom.us/webinar/register/WN_taMEU4AqRHKCbZjMygSPQw
Donnerstag, 07.04.22, 17:30 Uhr
VDI-Webinar (Netzwerk Systems Engineering Bayern Nordost e.V.) auf Deutsch: Lessons Learned der Einführung von Systems Engineering in Unternehmen
https://www.xing.com/events/3812641
Daria, dann bleibt uns nur noch viel Erfolg für die zweite Projekthälfte zu wünschen. Vielen Dank für deine Ausführungen!
Zu SE4OWL:
Neben dem Fraunhofer IEM sind auch die folgenden Industrie- und Umsetzungspartner in das Projekt mit eingebunden: CLAAS, HARTING AT, Two Pillars GmbH, Miele und UNITY. Das Projekt it`s OWL wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.