Lukas Bretz stellt möglichen Lösungsansatz vor
Gerade der Start in die Arbeit mit Systems Engineering (SE) oder Model-Based Systems Engineering (MBSE) stellt viele Unternehmen noch immer vor große Herausforderungen. Für die erfolgreiche Einführung gibt es bisher noch keine umfangreiche Unterstützung. Das stellt gerade Unternehmen, die weniger Ressourcen zur Verfügung haben, vor Schwierigkeiten. Aber auch Unternehmen, die auf die nötigen Ressourcen zurückgreifen können, stehen vor großen Herausforderungen. So sind beispielsweise die Organisationsstrukturen häufig so versteift, dass ein Wandel in der Arbeitsweise nur schwer umsetzbar ist. Aber wie kann man diese Probleme angehen?
Lukas Bretz hat im Zuge seiner Dissertation ein Rahmenwerk für die Einführung von SE und MBSE entwickelt, welches den Unternehmen schon in der Planung der Einführung von Systems Engineering unter die Arme greifen soll. Mit Modellen und handfesten Checklisten ausgestattet soll SE so für jedermann zugänglich gemacht werden.
Ist das Interesse geweckt? Dann können Sie sich auf eine kurze Vorstellung einiger Hilfsmittel freuen!
Chancen durch Systems Engineering
Um die Chancen, die Systems Engineering bereithält, auf einen Blick sichtbar zu machen, hat Bretz eine Zielpyramide erstellt. Hier werden 34 durch SE erreichbare Ziele in 10 verschiedenen Kategorien illustriert.
Das Reifegradmodell
In seiner Dissertation hat er außerdem ein Reifegradmodell für die Einführung von SE und MBSE entwickelt.
Das Modell erfüllt hauptsächlich zwei Aufgaben:
Aufgaben
- Erfassung des aktuellen Leistungsstands der Produktentwicklung in Bezug auf SE und MBSE
- Definition einer unternehmensindividuellen und bedarfsgerechten Zielposition für die Einführung von SE und MBSE
Die Erfassung des Leistungsstands wird dabei durch eine Beschreibung der verschiedenen Entwicklungsstufen ermöglicht. Unternehmen können anhand des Modells so ihren eigenen Entwicklungsstand realistisch einschätzen.
Ein kleiner Einblick in die Aufschlüsselung:
Zusätzlich dazu kann mit einer Zielbeitragsmatrix bestimmt werden, welche Reifegrade welcher Handlungselemente am meisten zur Erreichung der Ziele beitragen. So können Unternehmen herausfinden, welchen Ziel-Leistungsstand sie individuell priorisieren sollten, um die Einführung von SE möglichst schnell und effektiv umzusetzen.
Das Operationalisierungskonzept
Wie in der Abbildung zu sehen ist, bietet das Operationalisierungskonzept eine detaillierte Anleitung zur Umsetzung der Einführung von SE. Lukas Bretz teilt die Einführung in vier Phasen auf, denen jeweils verschiedene Hilfsmittel zugeordnet sind, wie etwa eine Checkliste. So kann in jeder Phase kontrolliert werden, ob auch wirklich alle wichtigen Schritte abgearbeitet worden sind oder ob man vielleicht noch etwas vergessen hat. Für die erste Phase und den Start in die Einführung gibt es außerdem einen Steckbrief, der dabei helfen soll, die Einführungsorganisation aufzusetzen. Insgesamt befassen sich die ersten beiden Phasen des Modells verstärkt mit der Planung und Vorbereitung der Einführung von SE, während die letzten beiden Phasen den Fokus mehr auf die Umsetzung legen. Changemanagement gilt es dabei in jeder Phase zu berücksichtigen. Dieses soll dafür sorgen, dass Systems Engineering nachhaltig umgesetzt und auf lange Sicht im Unternehmen etabliert werden kann.
Ausblick
Die Einführung von Systems Engineering wird in Zukunft noch einiges an Forschungsmaterial bieten. Themenbereiche, wie z. B. die IT-Infrastruktur, sollten noch beleuchtet werden. Außerdem könnte für die Anwendung von MBSE beispielsweise KI-basierte Assistenzsysteme geschaffen werden, wodurch MBSE noch einmal leichter zugänglich wäre.
Bei weiterem Interesse findet sich der Volltext hier: https://digital.ub.uni-paderborn.de/ubpb/id/6086016